Parkinson-Netzwerkkongress
2024

 

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6. Parkinson-Netzwerkkongress
am 21. und 22. November 2025 in Osnabrück

Rückschau zum 5. Parkinson-Netzwerkkongress

Netzwerken für Parkinson: Teilnehmerrekord beim PND-Jahreskongress

Mit rund 300 Teilnehmenden, inspirierenden Vorträgen und viel Gelegenheit zum Austausch war der 5. Parkinson-Netzwerkkongress ein großer Erfolg! Neue Kontakte wurden geknüpft, spannende Ideen diskutiert und vielversprechende Kooperationen angestoßen – und das alles in entspannter Atmosphäre und bester Stimmung.

Seit der Gründung des Parkinson Netzwerke Deutschland e.V. (PND) hat sich viel bewegt: Immer mehr regionale Netzwerke entstehen und streben nach Professionalisierung. Dieses Engagement wurde beim 5. Parkinson-Netzwerk-Kongress am 22. und 23. November in Osnabrück deutlich sichtbar. Rund 300 Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis sowie Menschen mit Parkinson kamen zusammen, um unter dem Motto „Vom Underdog zum Trendsetter in der Neurologie“ zentrale Themen zu diskutieren. Im Fokus standen die Weiterentwicklung der Netzwerke, die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Kommunikation – sowohl innerhalb der einzelnen Netzwerke als auch zwischen ihnen. Alles mit dem Ziel, die Versorgung von Menschen mit Parkinson zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhöhen.

Integrierte Versorgung: Die Erfolge sind messbar

Warum dies so wichtig ist, machten Prof. Dr. Tobias Warnecke, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Osnabrück, und Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Knappschaftskrankenhaus Bottrop, beide im Vorstand des PND, gleich zu Beginn deutlich: „Die Parkinson-Krankheit ist die neurologische Erkrankung mit dem schnellsten Anstieg der Patientenzahlen. Bis 2040 wird weltweit eine Verdopplung der Patientenzahlen erwartet.“

Gleichzeitig sei die Versorgungssituation herausfordernd: „Immer mehr Menschen mit Parkinson werden im Krankenhaus behandelt, da die ambulanten Strukturen oft nicht ausreichen“, betonte Eggers. Besonders im ländlichen Raum müssten Patient:innen oft weite Wege in Kauf nehmen. „Darauf müssen wir reagieren.“

Eggers wies auf die Bedeutung integrierter Versorgungsansätze hin, wie sie jetzt erstmals auch in der neuen Leitlinie zur Parkinson-Krankheit empfohlen werden. „Die Erfolge lassen sich messen. Studien zeigen, dass ein koordinierter Ansatz, bei dem ein interdisziplinäres Team zusammenarbeitet und jemand die Verantwortung übernimmt, die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert“, erklärte er.

Die Arbeit des PND: Rückblick und Ausblick

Die Schwerpunkte des PND im vergangenen Jahr waren vielfältig und richtungsweisend, berichtete der Vorstand. So wurden die regionalen Netzwerke mit einem Starterkit und gezielten Beratungsangeboten, etwa zur Vertragsgestaltung, aktiv unterstützt. Gemeinsam mit der Hilde-Ulrichs-Stiftung und OptiMedis wurde der Parkinson-Lotse erfolgreich entwickelt und eingeführt. Parallel dazu startete die Entwicklung einer regionalen Online-Plattform für Netzwerkmitglieder und Parkinson-Betroffene in den Netzwerken Münsterland und Osnabrück. Dieses von der Franz-und-Ursula-Coppenrath-Stiftung geförderte Projekt soll künftig auch in anderen Netzwerken nach dem gleichen Muster umgesetzt werden – Details dazu folgen Anfang 2025. Ein weiterer Fokus lag auf dem bundesweiten Austausch von Erfahrungen unter den Versorgenden. Besonders intensivierte der PND die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Parkinson-Fachkliniken.

Für die Zukunft der Netzwerke setzt der PND auf Skalierung und Innovation. 2025 will der Verein unter anderem finanzielle Erstattungsszenarien gemeinsam mit den Kostenträgern entwickeln, neue Netzwerke aufbauen, um eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, und Qualitäts- sowie Zertifizierungskriterien weiter etablieren. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen, Fachkliniken, Pflegekräften und Fachgesellschaften intensiviert und Parkinson Nurses stärker eingebunden werden.

Osnabrück wird zum Zentrum der Netzwerkarbeit

„Die Wahl des Austragungsortes fiel auf Osnabrück, weil dies unser Vereinssitz ist“, erklärte Warnecke. Das freute auch Katharina Pötter (CDU) Oberbürgermeisterin von Osnabrück. Sie kam gerne in die OsnabrückHalle, um die Teilnehmenden zu begrüßen. Der Netzwerkgedanke habe in der Stadt schon immer eine große Rolle gespielt und angesichts der hohen Zahl an Menschen mit Parkinson – in der Gesundheitsregion Osnabrück 9.000 – sei es enorm wichtig, die unterschiedlichen Fachrichtungen stärker miteinander zu vernetzen. Warnecke kündigte an, dass der Parkinson-Kongress im nächsten Jahr wieder in Osnabrück stattfinden werde, und zwar am 21. und 22. November 2025.

Blick ins Nachbarland: Die Bas Bloem-Power

„Wir brauchen in Deutschland mehr Bas Bloem-Power“, leitete Tobias Warnecke die Keynote von Prof. Dr. Bas Bloem ein, dem Gründer des niederländischen ParkinsonNet. Mit eindrucksvollen Einblicken in seine Arbeit und seinem mitreißenden Spirit begeisterte Bloem die Teilnehmenden. Auch in den Niederlanden habe man klein angefangen, erzählte er, und mittlerweile eine beeindruckende Bewegung geschaffen: „Heute gibt es 70 regionale Netzwerke, in denen über 4.000 ausgebildete Fachkräfte aktiv sind. Wir haben sowohl Professionals als auch Patienten gestärkt.“ Allerdings habe es 16 Jahre gebraucht, die Versorgung im Netzwerk über spezialisierte Versorger in die Kostenerstattung aufzunehmen.
Auf die Frage, wie er die richtigen Personen für die Netzwerke finde, erklärte Bloem pragmatisch: „Wir schauen in einem Krankenhaus, wer motiviert und geeignet ist, ein Parkinson-Experte zu werden, und dann bilden wir diese Person entsprechend aus.“ Dabei setzt er auf Zusammenarbeit als Grundprinzip: „Collaboration is the new competition“ – nur durch gemeinsame Anstrengungen könne man eine bessere Welt für Menschen mit Parkinson schaffen.

Bloem betonte, was essenziell sei, um ein erfolgreiches Netzwerk aufzubauen: Es braucht ein Gesicht, das die Bewegung repräsentiert, echte Expert:innen aus allen Bereichen der Versorgung, eine kompetente Leitung für Organisation und Management – und letztlich die Unterstützung der Krankenkassen. Sein Erfolgsmodell zeigt, dass die Verbindung von Expertise, Engagement und Zusammenarbeit der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg ist.

Einblicke in das Leben mit Parkinson

Mit einem bewegenden und Mut machenden Beitrag begeisterte Kathrin Wersing die Teilnehmenden. Selbst mit 40 Jahren an Parkinson erkrankt, hat sie den Podcast „Jetzt erst recht. Positiv leben mit Parkinson“ ins Leben gerufen, um anderen Mut zu machen und sie zu motivieren, trotz der Erkrankung aktiv und selbstbestimmt zu leben.

In ihrer Keynote teilte sie wertvolle Einblicke, was Menschen mit Parkinson brauchen, um ein gutes Leben zu führen – Impulse, die sie direkt aus ihren Podcast-Gesprächen gewonnen hat. Sie rief dazu auf, aus dem „Kampfmodus“ auszusteigen und die Energie stattdessen positiv zu nutzen: Offen mit der Erkrankung umgehen, alte Hobbys beibehalten und gleichzeitig neue Aktivitäten entdecken. Besonders wichtig sei die Kraft der Gemeinschaft: „Wir sind nicht allein.“ Sie zeigte eindrücklich, wie persönliches Engagement und eine positive Haltung anderen Menschen mit Parkinson helfen können, neue Perspektiven zu gewinnen.

Kommunikation im Fokus: Praktische Impulse für den Netzwerkalltag

Inga Voller, Systemischer Coach und Organisationsberaterin aus Hamburg, widmete ihren Vortrag der entscheidenden Rolle der Kommunikation innerhalb eines Netzwerks. Mit kleinen, interaktiven Coaching-Einheiten brachte sie den Saal nicht nur in Bewegung, sondern auch zum Lachen. Gleichzeitig schaffte sie es, wichtige Botschaften anschaulich zu vermitteln.

Sie erklärte, wie gute Kommunikation die Zusammenarbeit stärkt, typische Herausforderungen adressiert und unbewusste Vorannahmen aufzeigt, die oft im Weg stehen. Dabei gab sie konkrete Tipps, wie man sich selbst hinterfragen, den Gesprächspartner bewusst wahrnehmen und lösungsorientiert kommunizieren kann – selbst unter schwierigen Bedingungen wie Zeitdruck, Koordinationsaufwand oder technologischen Hürden.

Basisschulung – von den Grundlagen zum Blick in die Zukunft

Erstmals wurde bei dem Kongress das Zertifikat „Parkinson-Versorgungsexpert:in im Netzwerk“ vergeben. Hierfür war die Teilnahme an drei Basisschulungen notwendig. Dr. Odette Fründt, Fachärztin der Neurologie Klinikum Ernst von Bergmann, ging auf Diagnose und Früherkennung ein. Sie beleuchtete die typischen Kardinalsymptome wie Akinese, Tremor und Rigor sowie die Bedeutung nicht-motorischer Symptome, die oft die Lebensqualität stark beeinflussen. Zudem erläuterte sie die Pathophysiologie der Krankheit, einschließlich des Konzepts „Brain first vs. Body first“, und ging auf Risikofaktoren sowie mögliche Frühsymptome ein. Ein weiteres Thema war die Rolle von Biomarker-Tests, die in Zukunft eine frühere Erkennung ermöglichen könnten, und die daraus folgende Therapiekonsequenz.

Tessa Huchtemann, Fachärztin für Neurologie Universitätsklinikum Münster, widmete sich dem aktuellen Stand der medikamentösen und nicht-medikamentöse Therapie. Dabei nannte sie die Reduktion des dopaminergen Defizits mit L-Dopa oder Dopaminagonisten, aktivierende Therapien, Hilfsmittel und Tiefenhirnstimulation (THS) sowie Pumpentherapie. Außerdem ging sie auf die Behandlung der nicht-motorischen Symptome z. B. mit Antidepressiva, ein. Sie hob hervor, dass es außerhalb der gut versorgten Regionen Parkinson-Patient:innen gebe, die keinen Zugang zu Physiotherapie hätten. Manche Hausärzte und vereinzelt auch Neurologen würden die Notwendigkeit von Physiotherapie für Parkinson-Erkrankte sogar infrage stellen. Besonders wichtig sei jedoch, dass Physiotherapeut:innen speziell für die Behandlung von Parkinson geschult würden, damit die Patient:innen eine effektive und zielgerichtete Therapie erhielten.

Prof. Dr. Paul Lingor, Professor für Neurologie und Oberarzt am Klinikum rechts der Isar, gab einen Überblick über die Entwicklungen in der Parkinson-Therapie. Er beleuchtete aktuelle Therapieoptionen, darunter neue Formulierungen bekannter Wirkstoffe wie inhalatives Levodopa oder sublinguales Apomorphin sowie fortschrittliche Technologien wie Pumpentherapien und tiefe Hirnstimulation. Zudem stellte er Ansätze zur Krankheitsmodifikation vor, die getestet werden. Ein weiterer Fokus lag auf Biomarkern, die eine personalisierte und präsymptomatische Therapie ermöglichen könnten.
Neben weiteren Vorträgen zu Diagnose und Therapie wurden Workshops angeboten, u. a. zu Logopädie, Ergo- und Physiotherapie, Parkinson Nursing und Neuropsychologie sowie zu tiergestützten Therapien sowie themenbezogene Industriesymposien abgehalten.
Nach zwei Tagen intensiven Wissensaustauschs und Netzwerkens dankte der PND-Vorstand allen Teilnehmenden, Vortragenden und Organisatoren sowie der Moderatorin Britta Opel für das großartige Engagement. „Was wir hier beim Kongress begonnen haben – miteinander reden, Ideen austauschen und gemeinsam Lösungen entwickeln – möchten wir auch vor Ort in den regionalen Netzwerken etablieren. Das ist der Schlüssel für die Zukunft.“

Zum Hintergrund:
Die Netzwerkarbeit im Bereich Parkinson wurde Anfang 2023 mit der Gründung des Parkinsonnetzwerke Deutschland e.V. auf eine neue Ebene gehoben. Ziel ist es, regionale Strukturen zu professionalisieren und eine politische Stimme für die Netzwerke zu etablieren. Seit Mai 2023 wird die Geschäftsführung durch das Unternehmen OptiMedis übernommen, das langjährige Expertise in Integrierter Versorgung einbringt.

Impressionen

Fotos: Andreas Becker

Programm 2024

Programm

Rückblick 2023

Bericht

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